Pestizide im Wasser: aktuelle Daten vorgestellt

Auch die VZS unterstützt die Wanderung „Stop Pestizide“ am Sonntag 13. Mai am Kalterer See

 

Am 10. Mai 2018 stellte das Institut ISPRA (Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale) den aktuellen Bericht „Rapporto nazionale pesticidi nelle acque 2018“ vor. Die Daten beziehen sich auf Wasseranalysen aus den beiden Jahre 2015 und 2016 und können wohl ohne Übertreibung als alarmierend bezeichnet werden.

Längst sind Pestizide dort angekommen, wo sie eigentlich nicht sein sollten, nämlich (auch) im Wasser. Laut dem neuen ISPRA-Bericht wurden 2016 an 67% der – italienweit – 1.554 Überwachungsstellen für Oberflächenwasser und an 33,5% der insgesamt 3.129 Messpunkte für Grundwasser Pestizide nachgewiesen. Beim Oberflächenwasser wurden die geltenden Umweltgrenzwerte an rund 24% der Messpunkte überschritten, beim Grundwasser war dies an 8,3% der Messpunkte der Fall.
Am häufigsten wurden Herbizide nachgewiesen, doch auch Fungizide und Insektizide wurden vermehrt aufgefunden. Ähnlich wie bei Lebensmitteln (die Verbraucherzentrale berichtete darüber im Februar 2017, siehe https://www.consumer.bz.it/de/pestizidrueckstaende-lebensmitteln-entwarnung-noch-nicht-sicht), zeigen sich auch im Wasser zunehmend Pestizid-Mehrfachbelastungen mit mehr als einem Wirkstoff. Durchschnittlich sind die Wasserproben laut ISPRA-Bericht mit fünf Pestiziden belastet, den Rekord hält eine Wasserprobe, in der gleich 55 verschiedene Pestizide nachgewiesen wurden.

Südtirol – keine Insel der Seligen
Die heile Wasserwelt gibt es in Südtirol nicht mehr: in unserem Land sind Pestizide an über 90% der Messpunkte nachweisbar, ähnlich wie in Friaul – Julisch Venetien, im Piemont und im Veneto. Diese Werte liegen deutlich über dem nationalen Durchschnitt.
Konkret wurden in Südtirol an 16 (94,1%) von 17 Messpunkten für Oberflächenwasser Pestizide nachgewiesen und in 106 (66%) von 160 Proben. An fünf Messpunkten wurden die Grenzwerte überschritten, nämlich an den Messpunkten in Plaus, Meran, Salurn, Margreid und Kaltern.

Grafici-AA-ISPRA.jpg

Oberflächenwasser 2016, Autonome Provinz Bozen: die roten Punkte bezeichnen jene fünf Messpunkte, an denen die Umweltgrenzwerte für Pestizide überschritten wurden. Die hellblauen Punkte bezeichnen jene Messpunkte, an denen die gemessenen Konzentrationen unterhalb der Grenzwerte lagen.
Grafik aus „Rapporto nazionale pesticidi nelle acque – dati 2015-2016 – edizione 2018 – Tabelle regionali“ von ISPRA, April 2018, Seite 137

Insgesamt wurden in den Südtiroler Proben (Oberflächenwasser) 43 verschiedene Pestizide nachgewiesen, am häufigsten die Fungizide Boscalid, Fludioxonil, Penconazol und Dimetomorph sowie die Insektizide Chlorpyrifos und  Methoxyfenozid. Fünf dieser sechs Wirkstoffe, und zwar Boscalid, Fludioxonil, Penconazol, Chlorpyrifos und Methoxyfenozid, sind auf der Schwarzen Liste der Pestizide 2016 von Greenpeace gelistet. Die Liste stuft insgesamt 209 Pestizide als besonders schädlich für den Menschen und/oder die Umwelt ein.
Im Vergleich dazu ist das Grundwasser in Südtirol kaum mit Pestiziden belastet. Im Grundwasser wurden Pestizide nur an einem (7,1%) von 14 Messpunkten nachgewiesen, nur in einer (3,8%) von 26 Proben, und hier handelte es sich nur um eine Substanz (unterhalb des Grenzwertes).

Walther Andreaus, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol, unterstreicht: „Pestizide sind keine harmlosen Pflanzen“schutz“mittel, wie den Konsumentinnen und Konsumenten gerne weisgemacht wird. Unter den derzeit zugelassenen Pestiziden befinden sich auch solche, die hormonell wirksam oder neurotoxisch sind oder Krebs auslösen können und die menschliche Gesundheit, Wasser-, Boden- und andere Lebewesen sowie die Umwelt gefährden. Unabhängigen Experten und Expertinnen zufolge sollten mehr als ein Drittel der in Europa zugelassenen Pestizide wegen ihrer Schädlichkeit für den Menschen und/oder die Umwelt verboten werden.“

Der „Rapporto nazionale pesticidi nelle acque 2018“ und die detaillierten Daten der einzelnen Regionen stehen auf der Webseite von ISPRA, http://www.isprambiente.gov.it/it/pubblicazioni/rapporti/rapporto-nazionale-pesticidi-nelle-acque-dati-2015-2016.-edizione-2018, zur Verfügung (in italienischer Sprache).
Die Schwarze Liste der Pestizide 2016 kann auf der Internetseite von Greenpeace Deutschland heruntergeladen werden (nur in englischer Sprache).

Am Sonntag, 13. Mai 2018 findet am Kalterer See die Wanderung „Stop Pestizide“ statt, die auch von der Verbraucherzentrale Südtirol unterstützt wird. Weitere Informationen: https://www.consumer.bz.it/sites/default/files/2018-05/Wanderung%20Stop%20Pestizide.pdf

 

like-512_0.png

like-512_0.png