Was kostet ein Bankkonto?

Kontokorrent-Beobachtungsstelle


Sparpotential beträgt mehr als 200 Euro -
Im Schnitt Teuerungen von 10%, mit Spitzen von fast 40%

Auf dem letzten Kontoauszug des Jahres muss die Bank eine genaue Auflistung der übers Jahr angefallenen Spesen mitliefern – somit ist der Jänner der beste Zeitpunkt, um die Kosten des eigenen Kontos unter die Lupe zu nehmen. Mit dem aktuellen Vergleich der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) kann man die angefallenen Kosten mit den derzeit am Markt erhältlichen Konditionen vergleichen.

Die VZS hat die Kosten für Bankkonten der örtlichen und nationalen Banken verglichen. Da die in den Informationsblättern enthaltenen Angaben teilweise realitätsfremd sind – eine Bank schreibt da z.B. von ihrem Onlinekonto, es sei für den Onlinegebrauch nicht geeignet – haben wir eigene Musterprofile erstellt und für diese die jeweils anfallenden Kosten durchgerechnet (anbei die genauen Tabellen für die einzelnen Konto-Arten).

Schalterkonten

Unsere banktechnisch „traditionelle“ Familie, die ein Schalterkonto nutzt, zahlt im Schnitt mehr als 160 Euro pro Jahr; dabei liegt jedoch die Preisspanne zwischen günstigstem und teuerstem Anbieter bei über 200 Euro. Das beste Angebot kommt von der Raiffeisenkasse Ritten, mit Kosten von 54,60 € im Jahr (zuzüglich Stempelsteuer, falls geschuldet).
Negativ aufgefallen sind auch heuer einige lokale Banken, welche Gebühren für eingehende Überweisungen verlangen. Wenn in der Familie zwei Personen ein regelmäßiges Einkommen beziehen (Gehalt, Rente, Alimente …) so schlägt das schnell mit knapp 25 Euro im Jahr zu Buche.

Onlinekonten

Leider scheint die Zeit der Null-Euro-Konten so langsam ein Ende zu finden – es gibt zwar sie zwar noch, jedoch ist die Kostenlosigkeit meist an Bedingungen (regelmäßige Gutschriften, Mindest-Saldo, …) geknüpft. Spürbar teurer wurden seit dem letzten Vergleich die Kreditkarten, welche mit durchschnittlichen Mehrkosten von 10-15 Euro die Kosten des Kontos erheblich nach oben jagen. Im Schnitt kostet nun auch das Onlinekonto mehr ca. 115 Euro, wobei hier die Differenz zwischen teuerstem und billigsten Konto 180 Euro beträgt. Bei regelmäßiger, monatlicher Gutschrift von mindestens 1.000 Euro ist Conto Arancio von ING Direct mit Null Euro die günstigste Wahl; wer sich nicht um Einhaltung der Voraussetzungen kümmern möchte, hat mit dem Onlinekonto von Fineco um 19,95 Euro eine Alternative (beide zuzüglich Stempelsteuer, falls geschuldet).

RentnerInnen

Zumindest auf den Webseiten der Banken haben die kostenlosen Basiskonten für RentnerInnen endlich Fuß gefasst: bei fast allen Banken liefert die Suche nach „Pensionskonto“ einen Link zu dieser Kontoart. Dahingestellt, ob dann auch beim Gespräch in der Filiale dieses Konto als erste Alternative angeboten wird. Die RentnerInnen tun jedenfalls gut daran, spezifisch nach diesen, vom Gesetzgeber verpflichtend vorgesehenen Konten zu fragen (weitere Infos in der Medienaussendung vom Juni 2018: https://www.consumer.bz.it/de/basiskonto-fuer-alle-finanzministerium-legt-kriterien-fest).

Missing in action: offizielle Kontokorrent-Rechner

Die vom Konkurrenzgesetz 2017 angekündigten Maßnahmen bezüglich der „Zertifizierung“ der Vergleichsrechner für Zahlungsdienste scheinen in den Mühlen der Bürokratie versandet zu sein. Das Finanzministerium hatte im Juni 2018 um Stellungnahmen zu diesem Vorhaben gebeten; danach findet sich keine weitere Spur von Aktivitäten durch den Gesetzgeber – Marktüberblick per Mausklick ist daher auf bis auf weiteres leider nicht möglich.

Unser Fazit

„Wie viele Dinge es doch gibt, die ich nicht brauche“ - Sokrates' Weisheit legen wir auch den Bank-KundInnen ans Herz. Prüfen Sie, ob die Leistungen Ihres Konto-Pakets, und in der Folge deren Kosten, Ihrem Bedarf an Bankdiensten auch tatsächlich entsprechen. Achten Sie dabei vor allem auf Bewegungen, die gleich mehrmals zu Buche schlagen: einige Banken verrechnen nämlich Kosten je Buchungszeile und Kosten für den Vorgang selbst, womit dann z.B. eine Überweisung am Schalter schnell vier bis fünf Euro kosten kann. Vergleichen Sie die Kosten laut Kontoauszug mit den von uns ermittelten Kosten für die Beispiel-Familien, um eventuelle Sparpotentiale ausfindig zu machen.

„Ein Vergleich der aktuellen Daten mit den jenen unserer letzten Erhebung zeigt, dass die Kosten für die selben Dienste in knapp einem Jahr teilweise auch um bis zu fast 40% angestiegen sind“ erklärt VZS-Geschäftsführer Walther Andreaus. „Auch Familien tun daher gut daran, die Kosten von Jahr zu Jahr im Auge zu behalten, und bei Bedarf nach neuen Angeboten zu suchen – durch die neuen Normen im Sektor sollte ein Kontowechsel unkompliziert sein und in etwas mehr als 10 Tagen abgeschlossen sein. Ein letzter Tipp: auch Kosten für Bankkonten sind verhandelbar.“

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