Offener Brief an den Südtiroler Landtag

Strombonus Südtirol

 

Laut Medienberichten soll der seit langem versprochene Strombonus Südtirol für Südtirols Familien nun doch nicht umgesetzt werden. Die Landesregierung hat beschlossen, dem Landtag vorzuschlagen, anstelle der Auszahlung des Gegenwerts an die Familien den Strom direkt für öffentliche Gebäude zu nutzen.

Als Alternativ-Maßnahme für die Familien soll bei einer Art „Stromgipfel“ mit der Landesenergiegesellschaft Alperia ein fixer Tarif für 12 Monate vereinbart worden sein, wobei der Tarif jener vor der letzten Teuerung durch den Staat bleibt.

Dazu meint der Vorstand der Verbraucherzentrale Südtirol: Wie wohl es zu befürworten ist, dass bei der Wahl zwischen Strombezug und Geld die gesamtwirtschaftlich günstigere Variante den Vorzug erhält, ist die als „Alternative“ zum Bonus präsentierte Maßnahme jedoch aus unserer Sicht absolut inakzeptabel.

In erster Linie ist der genannte Tarif* wirtschaftlich nicht attraktiv:

  • er ist für die Durchschnittsfamilie um ca. 8 € pro Jahr günstiger als der staatlich festgelegte Tarif des geschützten Marktes; (der Einmal-Bonus von 60 € im 1. Jahr wurde hier nicht berücksichtigt, da dieser an einen Verbleib beim Anbieter für 36 Monate gebunden ist und andernfalls erstattet werden muss);
  • er ist um 142 € pro Jahr teurer als das aktuell günstigste Angebot auf dem freien Markt

(Daten: offizieller Vergleichsrechner der Aufsichtsbehörde für Energie ARERA, www.portaleofferte.it, 10. Oktober 2021).

Dem ist hinzuzufügen, dass eine soziale Unterstützungsmaßnahme unserer Auffassung nach nicht an einen spezifischen Dienstleister geknüpft werden kann – dies grenzt an einen marktverzerrenden Eingriff. Auch ist das Einfrieren eines Tarifs auf 12 Monate kaum eine nachhaltige Lösung – was passiert danach?

Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Teuerungen ersuchen wir daher die Abgeordneten des Südtiroler Landtags eingehend, effektivere und dauerhaftere Maßnahmen als Unterstützung für Südtirols Familien ausfindig zu machen, auch um sicherzustellen, dass alle Bürger:innen am Mehrwert, den die Südtiroler Stromproduktion darstellt, beteiligt werden können.

 


*Vorhergehende Textversion vom 08.10.2021 war auf einem anderen Tarif bezogen und wurde am 11.10.2021 wie oben ersetzt:
In erster Linie ist der genannte Tarif wirtschaftlich nicht attraktiv:
  • er ist für die Durchschnittsfamilie um ca. 11 € pro Jahr teurer als der staatlich festgelegte Tarif des geschützten Marktes;
  • er ist um 160 € pro Jahr teurer als das aktuell günstigste Angebot auf dem freien Markt
(Daten: offizieller Vergleichsrechner der Aufsichtsbehörde für Energie ARERA, www.portaleofferte.it, 7. Oktober 2021.)

 

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