Fake-Videos mit Prominenten als Köder eingesetzt
In den letzten Monaten haben sich immer mehr Menschen bei der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) gemeldet. Sie berichten, dass sie über angebliche Online-Trading-Plattformen Geld investiert haben – und später feststellen mussten, dass sie betrogen wurden. In manchen Fällen haben sie dabei über 100.000 Euro verloren.
Die von den Tätern betriebenen Webseiten wirken täuschend echt und orientieren sich in Aufbau und Design an seriösen Handelsplattformen. Auch die Werbung erscheint professionell – sie wird gezielt über soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und YouTube verbreitet. Teilweise werben die Betrüger mit gefälschten Aussagen prominenter Persönlichkeiten – unter anderem kursiert ein manipuliertes Video, in dem die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Plattform lobt. Das Vorgehen der Täter folgt meist einem ähnlichen Muster: Zunächst wird über WhatsApp, SMS oder Anrufe Kontakt zur Person aufgenommen. Dann wird vorgeschlagen, einen ersten kleinen Betrag – in der Regel rund 250 Euro – zu investieren. Der Verbraucherzentrale wurde berichtet, dass der Kontakt oft über mehrere Monate besteht, wobei regelmäßig telefoniert und über Messenger-Dienste kommuniziert wird. Die Betrüger geben sich seriös und bauen gezielt Vertrauen auf. Den Betroffenen wird ein Depot gezeigt, in dem fingierte Gewinne dargestellt werden – häufig wird eine rasche Verdoppelung der Anfangsinvestition vorgetäuscht.
So erschleichen sich die Täter das Vertrauen der Opfer und bewegen sie dazu, deutlich höhere Summen zu investieren. Dabei wird ihnen suggeriert, dass sie in Kryptowährungen oder spekulative Finanzprodukte investieren. Tatsächlich findet jedoch kein echter Handel statt – alle angeblichen Transaktionen sind gefälscht.
Probleme bei Auszahlungen
Sobald die Opfer eine Auszahlung der vermeintlichen Gewinne verlangen, beginnen die Schwierigkeiten. Es wird behauptet, zunächst müssten Steuern oder Bearbeitungsgebühren gezahlt werden. Manche Betroffene werden sogar mit angeblichen Geldwäsche-Vorwürfen konfrontiert oder durch Drohungen mit rechtlichen Konsequenzen unter Druck gesetzt. In einem späteren Stadium – häufig Monate nach dem ersten Versuch, eine Auszahlung zu erwirken – treten vermeintliche Anwaltskanzleien oder Aufsichtsbehörden in Erscheinung. Sie behaupten, ein Konto auf den Namen der betroffenen Person entdeckt zu haben. Um Zugriff auf das dort angeblich befindliche Geld zu erhalten, sei jedoch erneut eine Steuer- oder Gebührenzahlung erforderlich.
Das Ziel der Täter bleibt stets dasselbe: Die Auszahlung hinauszuzögern und durch immer neue Vorwände weitere Zahlungen zu erlangen.
Viele Betroffene verloren ihre gesamten Ersparnisse, weil ihnen mit gefälschten Dokumenten eine Wertsteigerung von über 1.000 Prozent innerhalb weniger Monate vorgespiegelt wurde – eine vollkommen unrealistische Rendite, zumal selbst stark wachsende Kryptowährungen wie der Bitcoin einen solchen Wertzuwachs erst über Jahre hinweg erzielen konnten.
Die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) rät eindringlich davon ab, auf Anraten von Personen zu investieren oder Geld zu überweisen, mit denen man ausschließlich über WhatsApp oder soziale Netzwerke kommuniziert hat. Schon das Einhalten dieser einen simplen Verhaltensregel hätte viele Betrugsfälle verhindern können. Zudem verlangen die „BeraterInnen“ direkten Zugriff auf Ihren Computer. Werden Sie hellhörig, wenn jemand Zugriff auf Ihren Rechner verlangt oder möchte, dass Sie in diesem Zusammenhang eine Software installieren - beispielsweise durch Klicken eines bestimmten Links. Gewähren Sie Niemandem Zugriff!
Betroffene sollten Anzeige bei der Polizei erstatten (Sektion der Cyber-Sicherheit Bozen, Reschen-Straße, 190, Tel. 0471-531413).
Ihre Erfahrungen sind wichtig!
„Viele, die Opfer solcher Betrüger geworden sind, wollen nicht über das Vorgefallene sprechen, da ihnen – im Nachhinein – klar wird, dass sie vorschnell vertraut haben. Das Schweigen über solche Vorfälle ist aber Gift: je mehr diese Betrugsfälle, auch im privaten Umfeld, thematisiert werden, um so weniger Angriffsfläche ergibt sich für die Betrüger. Information ist hier der wirksamste Schutzmechanismus“ sagt VZS-Geschäftsführerin Gunde Bauhofer. „Und lassen Sie sich eines versichern: Sie sind ganz sicher nicht der oder die Einzige, die diesem Ableger des organisierten Verbrechens auf den Leim gegangen ist. Das Phänomen ist ein weltweites, und es ist im Wachsen begriffen. Über solche Fälle zu schweigen ist der falsche Ansatz.“
Helfen Sie uns, die Öffentlichkeit besser zu informieren: Berichten Sie uns von Ihren Problemen mit Unternehmen, Anbietern oder Produkten. Ihre Hinweise ermöglichen es uns, betrügerische Vorgehensweisen zu erkennen und gezielt aufzuklären. Sie können sich bei uns melden unter der Nummer 0471/975597 oder per e-mail: info@verbraucherzentrale.it.
Einige Tipps um unseriöse Online-Handelsplattformen zu erkennen:
• Erlaubnis für Finanzgeschäfte in Italien: Die Börsenaufsicht Consob warnt vor Geschäften mit Handelsplattformen, die ohne Erlaubnis in Italien agieren. Ob Anbieter diese Zulassung haben, erfahren Sie https://www.consob.it/web/area-pubblica/occhio-alle-truffe Meiden Sie Unternehmen, die dort nicht aufgeführt sind.
• Impressum: Prüfen Sie, ob die Internetseite mit der beworbenen Online-Trading-Plattform ein Impressum besitzt. Tut sie das nicht, sollten Sie dort kein Geld einzahlen. Im Impressum müssen unter anderem die Adresse, ein Vertretungsberechtigter und eine E-Mail-Adresse angegeben sein. Außerdem sollte es einen Verweis auf das Handelsregister mit entsprechender Nummer geben. Befindet sich die angegebene Geschäftsadresse im Ausland oder sind ausländische Telefonnummern genannt, sollten die Alarmglocken schrillen.
• Anrufe aus dem Ausland: Beim Registrieren auf unseriösen Trading-Plattformen muss man meistens eine Telefonnummer angeben. Man erhält dann zeitnah einen Anruf von angeblichen Broker:innen – oft über Rufnummern aus dem Ausland, die in der Regel nicht zurückgerufen werden können.
• Glaubwürdigkeit: Hinterfragen Sie Angebote, die Ihnen satte Gewinne versprechen, ohne über Risiken aufzuklären. Hinterfragen Sie auch, wenn Anlageberater:innen in ihrem Vorhaben zu selbstlos erscheinen und von Anlagegeheimnissen sprechen.
• Unaufgeforderter Kontakt: Werden Sie kontaktiert, ohne zuvor Interesse an Kryptowährungen oder Geldanlagen gezeigt zu haben, sollte Sie misstrauisch sein. Auch wenn Sie ungefragt WhatsApp-Gruppen oder Gruppen in anderen Messenger-Diensten hinzugefügt werden, und man Sie von dort aus dann für eine Geldanlage gewinnen möchte, sollten Sie unbedingt auf Distanz gehen (Gruppe verlassen und „melden“).