Verbrauchertelegramm Juli/August 2009


Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol Beilage zur Ausgabe Nr. 44


Die Papierversion des Verbrauchertelegramms wird allen Mitgliedern monatlich kostenlos per Post zugeschickt und steht im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Die nachfolgenden Kurznachrichten sind ein Auszug aus der vollständigen Version.


Reisebeschwerden machen keinen Urlaub

Das Business rund um den Beförderungszweig boomt in Europa und hat im Jahr 2007 einen Umsatz von 145 Milliarden Euro erzielt. Im Jahr 2008 haben 300.324 SüdtirolerInnen Urlaub gemacht; 790 Millionen Fluggäste wurden im Laufe des Jahres 2007 in der Europäischen Union befördert. Da ist es nicht verwunderlich, dass es in 50% aller vom Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) Bozen behandelten Reklamationen um Reiseangelegenheiten ging. Der Reiseservice der EVZ in der Brennerstraße 3 ist unter der Tel. 0471 980939 erreichbar, Montag bis Freitag von 8-16 Uhr.
www.euroconsumatori.org


Gefahr Schlankheitsmittel

Gefahr für die Gesundheit droht aus dem Internet, wenn man sich für Schlankheitsmittel auf diesem Weg entscheidet. Swissmedic hat bei den meisten dieser Mittel Schwermetallverunreinigungen (Blei und Quecksilber), gefährliche Appetitzügler, schlechte Herstellbedingungen, falsche oder fehlende Deklarationen festgestellt. Die VZS fordert die italienische Regierung auf, das Schnellwarnsystem der EU (RAPEX) auf Nahrungs- und Arzneimittel auszudehnen.


Druck für Sammelklage

Die "Class Action" nach Art. 140 bis des Verbraucherschutzkodex', mit der Finanziaria im November 2007 eingeführt, ist immer noch nicht in Kraft. Der nationale Verbraucherbeirat CNCU, zu dem auch die VZS zählt, fordert das sofortige Inkrafttreten der "Sammelklage" und lehnen den jüngst vom Senat verabschiedeten Text ab, den sie als verbraucherschädlich und im Widerspruch zu den EU-Vorgaben der grenzüberschreitenden Sammelklagemöglichkeit beurteilen.


Flugtickets Rückerstattung

Auch besonders günstige Flugtickets und solche mit Spezialtarif können zurückerstattet werden, wenn der Flug annulliert wurde, dieser mehr als fünf Stunden Verspätung hat oder dem Passagier das Einsteigen verweigert wird. Selbst wenn der Fluggast freiwillig verzichtet, kann er einen Teil des Ticketpreises zurückfordern. Das sieht die EU-Verordnung 261/2004 vor. Die Rückerstattung muss direkt bei der Fluglinie oder über das Reisebüro verlangt werden, in dem das Ticket gekauft wurde. Siehe "I Diritti dei Passeggeri" unter www.enac-italia.it.


Konkurs für Club Air

Die letzten Hoffnungen auf eine Teilrückerstattung der nicht genutzten Tickets zerschlagen sich: Die italienische Fluggesellschaft Club Air hat nun doch den Konkurs angemeldet. Das Ausgleichsverfahren am Mailänder Landesgericht wurde widerrufen. Seit Dezember 2006 hatte Club Air Hunderte Passagiere am Boden gelassen. Die Gesamtsumme der angereiften Kosten für ungenutzte Flugtickets beläuft sich auf ca. 350.000 Euro.


Pestizide in Obst und Gemüse

Laut Legambiente rettet sich nur ein Obststück auf zwei. In ihrem neulich veröffentlichten Jahresbericht hat Legambiente die Situation in Italien als bedenklich beschrieben: hohe Schadstoffwerte vor allem in Äpfeln und Zitrusfrüchten. Rückstände von Pestiziden und anderen Chemikalien wurden hauptsächlich im Obst gefunden. Die Zahlen zeigen eine Verschlimmerung gegenüber den Vorjahren. Nachdem sich die gesetzlichen Grenzwerte auf den Organismus eines erwachsenen Mannes beziehen, sind die Daten umso alarmierender im Hinblick auf das Wohlbefinden v.a. von Kindern.


Flohmarkt Bozen Ade?

Protest gegenüber der von der Stadtverwaltung geplanten Verlegung des monatlichen Flohmarkts von der Talferpromenade in ein zentrumsfernes Stadtgebiet. Flohmärkte sind vor allem in Zeiten des Kaufkraftverlusts ein wichtiges "Einkaufszentrum" für einkommensschwache Haushalte sowohl im Verkauf als auch im Einkauf. Aber auch eine Entrümpelungsmöglichkeit ohne Müllproduktion, ein sozialer Treffpunkt und eine "alternative Shoppingmeile".


Glühlampen: Vorreiter Neuseeland

Die ganz gewöhnliche Glühlampe war in Neuseeland verboten worden, um die flächendeckende Einführung der Energiesparlampen zu beschleunigen. Jetzt hat die neuseeländische Regierung das Verbot wieder aufgehoben, nachdem weltweit Bedenken gegenüber den hohen Energiekosten bei der Herstellung der sogenannten "energieeffizienten" Lampen geäußert wurden. Außerdem gelten die neuen Lampen mittlerweile wegen des giftigen Quecksilbers als gesundheitlich bedenklich und schwierig zu entsorgen.


Vorsicht Konsumkredite

Seit einiger Zeit wird die Bozner Innenstadt regelrecht überschwemmt von Konsumkredit-Werbezetteln, die schnelle und günstige Kredite versprechen. Von solchen Krediten ist abzuraten. Nur strikt unabdingbare Einkäufe rechtfertigen eine Kreditaufnahme. Viele KonsumentInnen, v.a. Senioren, tappen trotzdem in die Kostenfalle: überhöhte Zinssätze von bis zu 30%, irreführende Werbung ohne komplette Spesenübersicht, sehr oft unlautere Geschäftspraktiken. Vorsicht: Denn bereits unterschriebene Verträge können selten rückgängig gemacht werden.


Hilfe, es ist zu laut!

Lärm stört und kann krank machen, dazu werden immer mehr Studien veröffentlicht. Doch dagegen unternommen wird fast nichts. 80 Dezibel Dauerbeschallung an der Autobahn, 120 Dezibel rund um einen Presslufthammer, das tut weh. Und dagegen kann man sich kaum schützen. Jugendliche beschallen sich sogar selbst mit 100-120 Dezibel in einer Diskonacht oder über die Kopfhörer ihres mp3-Players. Die Schäden sind nicht mehr gut zu machen.


Sonnenschutzfaktor 100

70-, 85+ und jetzt sogar 100+: die neuen Sonnenschutzfaktoren. Mediziner und Experten sind skeptisch: Sie stellen nur ein Zahlenspiel dar und verwirren die Konsumenten. Die EU hat Sonnencremen in vier Kategorien eingeteilt: mit niedrigem Schutzfaktor (6 und 10), mit mittlerem (15, 20 und 25), hohem (30, 40 und 50) und sehr hohem (50+). Nachdem bereits ein hoher Lichtschutzfaktor eine 98% Abschirmung bedeutet, sind Filter mit 100+ ein Nonsens. Außerdem bezieht sich dieser Filter auf die UVB-Strahlen und nicht auf die noch gefährlicheren, weil in die tieferen Schichten eindringenden, UVA-Strahlen. Die EU hat Etiketten mit dem Werbeversprechen "sun block" als irreführend gestempelt.


Mehrwegflaschen out

Eine Greenpeace-Untersuchung in Österreichs Supermärkten hat ergeben, dass immer weniger Getränke in den umweltfreundlichen Mehrwegpfandflaschen erhältlich sind. Im Vergleich zum Vorjahr wurde ein deutlicher Rückgang, besonders in den Discountern verzeichnet. Zum Leidwesen der kritischen VerbraucherInnen. Tipp: Mehr Leitungswasser trinken oder eine wiederbefüllbare Siphonflasche für Prickelwasser verwenden; aktiv nach Mehrwegpfandflaschen im Laden verlangen; Fruchtsäfte selbst mischen oder herstellen.


Automarkt wird globaler

Ein Preisvergleich über Grenzen hinweg lohnt sich: Immer mehr Verbraucher beschränken sich bei der Suche nach ihrem neuen (oder auch gebrauchten) Fahrzeug nicht auf das Angebot des nationalen Markts. Der Autoselbstimport aus der EU ist aber trotz der neuen Übereinstimmungsbescheinigung seit Mai 2009 kein Kinderspiel. Darum hat das EVZ Bozen eine zweite Broschüre mit Tipps zum Thema herausgegeben. Der Leitfaden ist im Büro der EVZ in der Brennerstraße 3 kostenlos erhältlich und wird bei Zusendung von Briefmarken im Wert von 1,40 Euro zugeschickt.


Ringelblume: Heilpflanze des Jahres

Zur Heilpflanze des Jahres 2009 hat der deutsche Naturheilverein Theophrastus die Ringelblume (Calendula officinalis) gekürt. Die Heilkraft entfaltet sie auf vielfältige Art: Als Tee wirkt sie krampflösend, entzündungshemmend und entgiftend. Eine wahre Wohltat ist sie für alle Schleimhäute, bei gereiztem Magen, bei Galle- und Leberstörungen, bei empfindlichem Darm. Auch Hautunreinheiten, Akne und Ekzeme bessern sich. Im Winter besticht sie durch die Stärkung der Abwehrkräfte, das ganze Jahr über durch die Energie und innere Ruhe, die sie bei Hektik und Aufregung spendet. Äußere Anwendungen sind wirksam bei offenen Wunden, Verbrennungen, Geschwüren. Und selbst die Bodenqualität im Garten hilft sie zu verbessern.


Straßenmärkte ziehen an

In Krisenzeiten werden die alten Straßenmärkte wieder attraktiv. Laut einer Untersuchung von Fiva Confcommercio kam es 2008 zu einem verstärkten Zulauf auf die Märkte in ganz Italien: Vor allem RentnerInnen und Hausfrauen sind für diesen Trend verantwortlich, besonders wenn letztere Familie haben (Haushalte von drei bis vier Personen) und sparen müssen.


VerbraucherTV online

Seit 15 Jahren steht die VZS mit ihrem Expertenteam VerbraucherInnen zur Seite und hat sich als Institution in Sachen Verbraucherschutz etabliert, mit über 45.000 Kontakten allein im vergangenen Jahr.
Prävention durch Information und Stärkung des Verbraucherschutzes durch öffentlichen Druck sind letzthin immer wichtiger geworden. Der Einzelne kann sich nur selten gegen unfaires, hinterhältiges oder ganz allgemein illegales Verhalten von Anbietern wehren. Die Unwissenheit der VerbraucherInnen liefert viel zu oft den Rohstoff, aus dem Geld gemacht wird. Gegen diesen Mangel hilft nur "Information", auch jene über unübliche Kanäle wie jene des neuen Südtiroler Verbraucherfernsehens.
Mit Verbrauchertipp.tv liefert die VZS ein 24h-Stunden-Internet-Fernsehen mit Nachrichten, Interviews, Diskussionen und Fallbeispielen. Auch VerbraucherInnen kommen zu Wort, und die Mitgliedsvereine finden ebenso ihren Platz im Info-Kanal.
Technisch bereitgestellt wird das Programm in Zusammenarbeit mit Sprachrohr.tv. Inhaltlich arbeiten Fachleute und ZuschauerInnen zusammen. Mit Verbrauchertipp.tv soll ein weiterer Baustein von e-Verbraucherschutz entwickelt, die Reichweite des Verbraucherschutzes erhöht und mehr Menschen an das Thema herangeführt werden.
www.verbrauchertipp.tv

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