Verbrauchertelegramm September 2008


Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol Beilage zur Ausgabe Nr. 55


Die Papierversion des Verbrauchertelegramms wird allen Mitgliedern monatlich kostenlos per Post zugeschickt und steht im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Die nachfolgenden Kurznachrichten sind ein Auszug aus der vollständigen Version.

 

Risiko Mobilfunk

Handys und Schnurlostelefone, aber auch Umsetzermasten und die überhandnehmenden W-Lan-Verbindungen sind die Ursache für ständig zunehmende Strahlenbelastungen. Als Antwort auf die vielen Nachfragen zum Thema Mobilfunk und Strahlung hat die Verbraucherzentrale Südtirol einen Infofolder mit Informationen und Empfehlungen erarbeitet. Im neuen Folder der VZS, der mit Unterstützung der Südtiroler Ärztekammer erarbeitet wurde, finden Sie eine Reihe von Informationen zum Thema Mobilfunk. Der Folder ist in den Beratungsstellen der VZS kostenlos erhältlich und steht im Internet zum Download zur Verfügung.
 


Vorsicht, Kundenkarte!

Wer Kundenkarten ausfüllt und unterschreibt, nur um in den Genuss von Preisnachlässen zu kommen, verscherbelt seine persönlichen Daten und liefert sie der allgemeinen Verwendung aus. Die Behörde für die Privacy hat jetzt Kundenkarten ins Visier genommen und auch schon Sanktionen gegen eine große italienische Supermarktkette verhängt. Doch der beste Schutz ist der Selbstschutz. „Wir raten davon ab, zugunsten eines kurzfristigen Preisvorteils die persönlichen Daten für alle Ewigkeit einem ungewissen Schicksal zu überlassen“, so die VZS. Am besten ist es, bei jeder Datenschutzvollmacht nur die absolut notwendigen Daten preiszugeben.
 


Höchste Zeit für Komplementärmedizin

Laut Genderbericht Gesundheit (astat 2005) betrachten 51,25% der Südtiroler Bevölkerung manuelle Behandlungen als zielführend, 48,5% setzen auf Homöopathie. Bei den Frauen sind die Prozentsätze sogar noch höher. Die Verbraucherzentrale fordert Landesrat Theiner deshalb auf, sein Projekt zur Förderung der komplementärmedizinischen Leistungen innerhalb der Gesundheitsdienste unbeirrt fortzusetzen und auszubauen. Es sei unverständlich, warum die Ärztekammer in dieser Angelegenheit den großen Bremsklotz spiele.

 

ENEL: Schlichtung bei Verbraucherbeschwerden

Durch ein Abkommen zwischen Enel und den Verbraucherverbänden des Nationalen Verbraucherbeirats (CNCU) können nun Streitfragen auf schnelle, einfache und kostenlose Weise online gelöst werden. Nachdem die Kunden eine erste Beschwerde direkt an Enel geschickt haben (per Post, Fax oder E-Mail), können sie bei den Verbraucherverbänden die Schlichtungsprozedur einleiten, falls sie mit der schriftlichen Antwort von Enel auf die Beschwerde nicht einverstanden sind oder keine schriftliche Antwort innerhalb der vorgesehenen Frist von 30 Arbeitstagen erhalten haben.

 

BOT: Online-Verkauf gefordert

Der Ankauf von Staatspapieren (BOT, BPT, CCT) muss über die Bank abgewickelt werden, zu Kommissionen von bis zu 0,30% für BOT und 0,50% für die anderen Titel. Die Verbraucherzentrale fordert nun den Staat dazu auf, seinen BürgerInnen die Möglichkeit einräumen, die Staatspapiere direkt – also ohne Zwischenhändler – anzukaufen, wie es in Deutschland oder den Vereinigten Staaten schon länger möglich ist. Das würde die Gewinne für die AnlegerInnen erhöhen und die Kosten für solche Finanztransaktionen senken.

 

Kassazettel mit „Übergewicht“

Auf dem Kassazettel scheint ein anderer, höherer Preis auf, als auf dem Regal – diese Ungereimtheit zum Schaden der Kaufenden kommt immer wieder vor. Kontrolle ist also angezeigt. Auf jeden Fall hat man Anrecht auf die Erstattung der Differenz zwischen ausgeschildertem und bezahltem Preis. Diese Rückerstattung hat in Bargeld zu erfolgen, und nicht in Form von Einkaufsgutscheinen oder ähnlichem. Um eventuelle Wiederholungen zu vermeiden, sollten die Fälle der Marktpolizei und in Kopie auch der Verbraucherzentrale gemeldet werden

 

„Alkoholmissbrauch schädigt Ihre Gesundheit!“

Die VZS hat gemeinsam mit einem Rechtsanwaltsstudio aus Rom, von Bozen ausgehend an insgesamt zehn Landesgerichten Italiens Anträge zur verbesserten Etikettierung von alkoholischen Getränken eingebracht. Die jeweiligen Richter werden ersucht, die Anbringung entsprechender Warnhinweise auf den Etiketten im Sinne des Gesundheitsschutzes anzuordnen und die Werbeinformation zu verbessern.

 

Bankobligationen: Vorsicht

Es sind Bankobligationen im Umlauf, die zwar interessante Renditen abwerfen können, bei denen aber gleichzeitig konkrete Verlustgefahren bestehen - und zwar nicht nur bei vorzeitigem Verkauf. Beim Verkauf der Obligationen ist vielfach nur von den „ausgezeichneten Renditen“ die Rede, während die VerbraucherInnen mit keinem Wort darauf hingewiesen werden, dass bei einem vorzeitigen Verkauf, auch nach wenigen Tagen oder Wochen, teilweise mit Verlusten von 10% bis 20% des Kapitals zu rechnen ist. Nützliche Informationen finden Sie in „Verantwortlich anlegen“, dem Leitfaden, der in den Beratungsstellen der VZS oder im Internet zum Download zur Verfügung steht.

 

Urteil des Landesgerichts Bozen: Geld zurück!

Im Zivilverfahren, welches die Verbraucherzentrale gegen die Firma Congress Italia angestrengt hatte, ist nun das Urteil ergangen: Richter Andreas Postiglione hat die Firma dazu verurteilt, jenen Konsumenten, die im Juni 2004 Kaufverträge für eine Enzyklopädie im Wert von 5.800 Euro unterzeichnet hatten und anschließend von diesen Verträgen zurückgetreten waren, die gezahlten Beträge (in bar, per Scheck oder Wechsel) zurückzuerstatten. Außerdem wurde mit diesem Urteil ein wichtiges Prinzip bestätigt, und zwar, dass der Rücktritt vom Vertrag auch dann gültig ist, wenn die Ware nicht in der Originalverpackung retourniert wird.

 

KFZ-Haftpflichtversicherung: Schlichten statt streiten

Die Verbraucherverbände des nationalen Verbraucherbeirats CNCU haben ein Zusammenarbeitsabkommen mit der Versicherungsgruppe Unipol, bei der Abwicklung von KFZ- Haftpflichtschäden im Rahmen des direkten Schadenersatzes, unterzeichnet. Die Unipol Versicherungsgruppe umfasst die Versicherungen Aurora, Unipol, Linear und Navale. Geschlichtet wird bei Streitigkeiten sowohl in Bezug auf Schadensfälle, welche in die so genannte „Direkte Schadensauszahlung“ fallen, als auch bei Streitfragen in Zusammenhang mit anderen Autohaftpflicht-
Schäden; es gilt eine Höchstgrenze von 50.000,00 €.

 

55% Steuerbegünstigung für energiesparende Sanierungsarbeiten

Die Grenzwerte für die Zulassung zu steuerbegünstigten Sanierungsmaßnahmen wurden durch ein Gesetzesdekret neu definiert. Die neuen Grenzwerte für Wärmedämmung der Außenwand, des Daches, usw. sind jetzt von der Klimazone des Gebäudes abhängig. Dies bedeutet: je kälter die Gemeinde in welcher sich das Gebäude befindet, desto strengere Grenzwerte müssen eingehalten werden. Für die Totalsanierung des Gebäudes ist nicht nur die Klimazone, sondern auch das so genannte Oberflächen-Volumenverhältnis, also die Kompaktheit des Gebäudes ausschlaggebend. Nähere Auskünfte erteilt die Verbraucherzentrale.

 

Das Debakel der Investmentfonds

Aus einem von Prof. Beppe Scienza durchgeführten Vergleich geht hervor, dass 100 Euro, die ab Mitte 1998 bis Mitte 2008 in einem Investmentfonds angelegt wurden, insgesamt gerade mal 5,10% nominal abgeworfen haben, das heißt pro Jahr etwa 0,50% netto. Berücksichtigt man die Inflation, verwandelt sich dieser Ertrag in einen Verlust von -16,20%. Im gleichen Zeitraum konnte man mit jährlichen BOT 30,40% (also 2,7% netto pro Jahr), mit BPT 45,10% (also 3,85 netto pro Jahr) und mit Postschatzscheinen sogar 48,40% (also 4,00% netto pro Jahr) erwirtschaften (die Tabelle zum Download). Tausende SparerInnen in Italien sind bereits zu Staatspapieren wie BOT und zu Postschatzscheinen geflüchtet.

 

Inflation in Bozen so hoch wie seit 12 Jahren nicht mehr

Laut den Angaben der Gemeinde Bozen verzeichnete der Gesamtindex im Juli 2008 in Bozen eine tendenzielle Steigerung von 4,8% gegenüber dem Vorjahr. Die höchste Steigerung wird beim Kapitel Wohnung, Wasser, Energie und Brennstoffe (+13,2%) verzeichnet, gefolgt von den Kapiteln Lebensmittel und alkoholfreie Getränke (+8,4%), Verkehrs- und Transportwesen (+7,9%), alkoholische Getränke und Tabakwaren (+5,6%) und Gastgewerbe (+4,0%). Die von der Seab ins Auge gefassten Erhöhungen werden in diesem Zusammenhang als untragbar abgelehnt

 

Obst und Gemüse zu Goldpreisen

Die jüngste Preiserhebung zu Obst und Gemüse in Bozen und in anderen oberitalienischen Städten bringt allarmierende Ergebnisse: enorme Preisunterschiede innerhalb Bozens, besonders zwischen Discountern und den Standln an den Obstmärkten, noch eklatanter die Preisunterschiede zwischen Bozen und Verona, wo Obst und Gemüse weniger als die Hälfte kostet. Allarmierend auch der Preissprung im Vergleich zur Erhebung vor drei Jahren: Obst und Gemüse ist in Bozen in drei Jahren um 30% teurer geworden!

 

Gut zum Lesen – Der Buchtipp

Tanja Busse
Die Einkaufsrevolution


Wie geil ist Geiz wirklich und ist Einkaufen ein reines Privatvergnügen oder ein politisches Statement? Sind Konsumenten auf Gedeih und Verderb großen, gesichtslosen Konzernen ausgeliefert oder bestimmen sie die Angebote der Konzerne?
Diesen und mehr Fragen geht Tanja Busse in ihrem Buch "Die Einkaufsrevolution" auf den Grund. Sie erzählt von einer wachsenden Gruppe von Konsumenten, die sich für die Qualität, für die Herstellung und Herkunft der Produkte interessiert. Sie berichtet von Ausbeutung von Arbeitern in Billiglohnländer, von der Verseuchung der Umwelt und von Kinderarbeit, die allesamt das gleiche Ziel verfolgen: Möglichst billige Waren für den Massenkonsum im Westen herzustellen. Tanja Busse macht dem Leser deutlich, dass auch er als Konsument eine Stimme hat und nicht der Politik von Großkonzernen ausgeliefert ist. Die Einkaufsrevolution ist spannend wie ein Wirtschaftskrimi und sehr solide recherchiert. Die Autorin möchte keine Wunder versprechen, jedoch die Machtverhältnisse der Verbraucher deutlich aufzeigen. Erste Tipps und Anlaufstellen für "korrektes" Einkaufen liefert die Autorin im Anhang des Buches.

Tanja Busse,
Die Einkaufsrevolution, Konsumenten entdecken ihre Macht
Verlag Blessing, 2006



Homepage des Monats:

Prof Beppe Scienza Universität Turin,
www.dm.unito.it/personalpages/scienza/

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